Welche Therapieformen gibt es?

Es gibt viele verschiedene Therapiemethoden, im folgenden gehe ich auf die am häufigsten angewandten ein. Die ersten vier werden von den Krankenkassen (wenn der Therapeut eine Kassenzulassung hat) übernommen.
Psychotherapie ist im Lexikon definiert als:
Gesamtheit der psychologischen Verfahren zur Heilung oder Linderung von Störungen im psychischen Bereich, in den sozialen Beziehungen, im Verhalten oder auch in bestimmten Körperfunktionen.
Oder so: Psychotherapie (von Altgriechisch ψυχή (psyche) Seele, und therapeia, Behandlung, von θεραπεύειν (therapeuein) heilen, dienen) bezeichnet allgemein die „gezielte professionelle Behandlung seelischer (psychischer) Störungen oder psychisch bedingter körperlicher Störungen mit psychologischen Mitteln“.
Die (kognitive) Verhaltenstherapie:
Dies ist die meist angewendete Therapieform und hat sich beim Behandeln von vielen Störungen bewährt. Hierbei ist der Ansatz, dass ungünstige Denkmuster und dadurch bedingte Verhaltensweisen erlernt wurden und somit auch wieder verlernt werden können. In der Verhaltenstherapie werden mit dem Therapeuten gemeinsam neue Denk- und Verhaltensmuster erarbeitet und vom Klienten eigenständig einübt. Gerade bei Depressionen, Angst- und Zwangstörungen ist sie besonders hilfreich.
Die analytische Psychotherapie (auch Psychoanalyse):
Hier geht es darum, in der Vergangenheit Auslösefaktoren für das jetzigen Leiden ausfindig zu machen, wobei noch viele Therapeuten hier tatsächlich die berühmte Couch als Setting nehmen. (So soll der Klient entspannen und, ohne ständigen Blickkontakt, freier sprechen können). Ein wichtiger Faktor ist hierbei auch die Beziehung zwischen Klient und Therapeut, wobei es auch oft zu Projektionen kommt und man die wiederum gemeinsam analysiert. Dies ist die klassische, auf Sigmund Freud zurückgehende Therapieform. Es handelt sich um eine Langzeittherapie, die bisweilen über mehrere hundert Sitzungen geht, in deren Verlauf der Klient die Zusammenhänge zwischen verdrängten Konflikten und aktuellen Belastungen besser zu verstehen lernt. So sollen Lösungsstrategien entwickelt werden, die einen gesunden Entwicklungsprozess ermöglichen und ehemals ablaufende Skripte korrigieren.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie:
Diese Methode hat sich aus der analytischen Psychotherapie weiterentwickelt, wobei auch hier die Herangehensweise auf der Annahme basiert, dass der aktuellen Problemsituation ein innerpsychischer Konflikt zugrunde liegt. Das aktuelle Geschehen steht dabei jedoch stärker im Vordergrund als bei der Psychoanalyse und somit ist auch entsprechend die Therapiedauer wesentlich kürzer.
Die oben genannten drei Therapiemethoden waren lange Zeit die einzigen von den Krankenkassen anerkannten und somit auch finanzierten Behandlungsmöglichkeiten durch Psychotherapeuten. Seit Juli 2020 können Therapeuten auch die Systemische Therapie mit den Krankenkassen abrechnen.
Systemische Psychotherapie:
Diese Therapie hat den Ansatz im 'System' des Klienten, d.h. hier wird die Ursache für psychische Probleme in gestörten Beziehungs- und Kommunikationsstrukturen zwischen den beteiligten Personen vermutet. Der Therapeut versucht mit dem Patienten die Verhaltensweisen durch Zuhilfenahme verschiedener Methoden zu optimieren. Hier gibt es neben Einzelgesprächen auch Fragen in der gemeinsamen Runde, wobei Beteiligte ihre Sicht über den Stand der Beziehungen schildern und diese zur Diskussion stellen. Die bereits bestehenden aber ihm vielleicht nicht bewussten Ressourcen und Fähigkeiten des Klienten sollen hier eine Lösung sein.
In der 'Warteschleife' für die Kassenzulassung steht die Gesprächstherapie. Allerdings gibt es noch Verunsicherung bezüglich der wissenschaftlichen Standhaltung des humanistischen Grundgedankens.
Die vielen Erfolgsgeschichten über viele Jahre hinweg widerlegen aber die Zweifel an der Wirksamkeit dieser Therapieform. Es geht hier wohl mehr um eine grundsätzliche Auffassung des Menschen und seiner Fähigkeit, intrinsisch psychische Leiden zu überwinden. Dazu muss allerdings gesagt sein, das die Gesprächstherapie (wie andere Therapieformen auch) nicht für jedes Störungsbild geeignet ist.
Klientenzentrierte Psychotherapie:
Auch Gesprächstherapie nach Rogers (dem Begründer Carl Rogers) genannt, ist weniger eine 'Methode' als eine Haltung und die Grundannahme der humanistischen Psychologie. Hierbei geht es darum, dem Klienten einen Entfaltungsraum zu geben, in dem er sich selbst erleben und erkunden kann, wobei der Therapeut ihm mit Empathie, bedingungsloser, zugewandter Wertschätzung und kongruent, d.h. authentisch begegnet. Das Setting lässt die Therapiestunden oft wie Gespräche erscheinen, die Wirkungsweise liegt aber in dem Klima und der wohlwollenden Spiegelungsfunktion durch das aktive Zuhören des Therapeuten. (Siehe dazu auch das Video, welches in einem früheren Beitrag verlinkt ist.) Dabei geht die humanistische Sichtweise von dem Selbstaktualisierungswillen des Menschen aus. Ähnlich, wie es bspw. einem Kleinkind beschwerlich ist, den aufrechten Gang zu lernen und es innerlich bestrebt ist, trotz der Mühen diesen zu meistern, liegt es auch in der Natur des Menschen, wachsen und lernen und sich weiterentwickeln zu wollen.
Lösungsorientierte Kurzzeittherapie:
Wie schon im Namen erkennbar, orientiert sich diese Therapieform am Finden von Lösungen und nicht so sehr an der Ursachenforschung. Es werden gemeinsam mit dem Klienten bisherige Lösungsansätze betrachtet und ergänzt und auf neue Herausforderungen angewandt. In Anlehnung an die systemische Therapie wird auch hier davon ausgegangen, das bereits kleine Veränderungen des Verhaltens in diversen Lebensbereichen eine Art Schmetterlings-Effekt auf die Gesamtproblematik haben. Apropos: die Konzentration geht weg von der Problematik und hin zum Ressourceneinsatz.
Die oben genannten Therapieformen sind die meist angewandten. Inzwischen haben Studien ergeben, das eine Mischform teils noch bessere Ergebnisse erzielt. So kommt es auch immer wieder vor, das Therapeuten, im Rahmen ihrer Behandlungsvorgaben, verschiedene Elemente der verschiedenen Methoden einbringen.
In meiner Praxis arbeite ich in erster Linie gesprächstherapeutisch, weil mir das humanistische Weltbild im Kontext psychischer Probleme am meisten einleuchtet und somit liegt. Ich mag es, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und freue mich, wenn sie sich selber, nach ihrem Tempo, entfalten und wiederentdecken können und die ihnen innenliegenden Resourcen bergen und dadurch Vertrauen in sich gewinnen. Auch ich lasse verschiedene Elemente der anderen Therapieformen einfliessen. So erarbeite ich mit meinen Klienten gemeinsam Übungen für die Zeit zwischen den Sitzungen und beziehe deren 'System' mit ein. Da ich auch lange Jahre Erfahrungen in der Aufstellungsarbeit habe, gibt es, wenn indiziert, auch mal eine Familienaufstellung. Und man kommt im Laufe der Sitzungen natürlich auch mal auf vergangene Ereignisse aus der Kindheit zu sprechen. Mein Ansatz ist und bleibt aber immer humanistisch.
Hast Du noch Fragen? Oder eigene Gedanken zum Thema? Du kannst gerne kommentieren.
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