Die Sache mit der Angst...

Angst hat jeder schon einmal gehabt, und es gibt auch unsichere und ängstlichere Phasen im Leben, sei es bezüglich des Jobs, der Partnerschaft, der Gesundheit usw., gerade in der aktuellen Zeit umso mehr.
Was ist aber, wenn die Angst nicht mehr weggeht? Was ist, wenn sie einem den Alltag vermiest und immer als Hintergrundsmusik mitspielt. Was ist, wenn sie einem so über den Kopf wächst, dass man in gewissen Situationen panisch wird und zwar so, dass man sogar körperlich Beschwerden wie Atemnot, Herzrasen und Schwindelgefühle bekommt? Und diese in vermeintlich keinem angemessenen Zusammenhang mit dem Auslöser steht?
Dies sind entscheidende Faktoren für die Diagnose Angsttsörung. In dem Nachschlagewerk ICD-10 für Psychische Störungen werden unterschiedliche Formen definiert, so zB die 'kontextunabhängige', dh generalisierte Angststörung und auch die Panikstörungen, sowie die 'kontextabhängigen' Phobien (Agoraphobie, isolierte Phobien, zB Spinnen und die sozialen Phobien).
Leider gehen gerade Zwangsstörungen und Angststörungen oft Hand in Hand. Zusätzlich gibt es oft eine Verbindung und Vermischung mit Depressionen. Was nicht verwundert, weil sie einerseits von der Gedanken- und Emotionslage eng zusammenhängen und es einen auf Dauer auch immens viel Kraft kostet und mürbe macht, ständig mit der Angst im Nacken zu leben. (Zu Depressionen noch mehr Infos in einem weiteren Beitrag.)
Die gute Nachricht ist: es gibt einige Möglichkeiten, eine Angststörung zu therapieren, um den Betroffenen das Leben zu erleichtern.
In erster Linie wird hier, wie so oft, die kognitive Verhaltenstherapie angesetzt, und, insbesondere bei phobischen Störungen, wird mit der typischen 'Reizkonfrontation' gearbeitet. Aber auch mit der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie können gute Ergebnisse erzielt werden.
In meiner Praxis habe ich auch mit dem Vereinen verschiedener Therapieformen, alle auf der Grundlage des humanistischen Menschenbildes, bereits einige Klienten auf dem Weg zur Verbesserung ihrer Lebenssituation begleitet.
Idealerweise fängt man eine Angststörung in ihrem Anfangsstadium ab, denn sie neigt dazu, zu chronifizieren und über die Jahre wird sie schwieriger anzugehen. Das liegt unter anderem daran, weil man mit der Zeit Muster, sowohl im Denken, als auch im Verhalten, entwickelt, die sich nur mühsam wieder zurückschrauben lassen.
Allerdings ist ein wichtiger Schritt auch hier wieder, sich das Problem einzugestehen und sich Hilfe zu holen. Die Klienten sind sich selber bewusst, dass ihre Angst irrational bzw. bisweilen auch in dem erlebten Ausmaß unbegründet ist. Ironischerweise entsteht aber durch die Angst als ständigen Begleiter eine Vertrautheit und Sicherheit in diesem Mindset. Wenn allerdings die Bereitschaft da ist, sich aus dieser Situation hinauszuentwickeln, hat man gute Chancen, in ein unbeschwerteres Leben zu wachsen.
Leider habe ich immer wieder von Menschen gehört, gerade die, die unter Panikstörungen litten, dass sie von Ärzten (da der Klient denkt, er habe eine Herzattacke und aus medizinischer Sicht nichts festzustellen ist) nicht an Psychotherapeuten weiterverwiesen wurden sondern lediglich gesagt bekamen, 'Sie sind aber gesund und haben nichts'... tja, sie haben eben schon etwas, und zwar ein Leiden, was gut psychotherapeutisch behandelt werden könnte!
Noch ein Wort am Schluss: viele (gerade heutzutage) erhoffen sich schnelle Besserung und möchten möglichst rasch ihr Problem loswerden. Psychotherapie bietet aber keinen Quick Fix.
Die meisten Themen, die eine psychotherapeutische Behandlung notwendig machen, haben tiefere Ursachen. Wenn es um reines Mindset und kurzzeitige Lösungen für abgesteckte Ziele geht, kann man ein Coaching ins Auge fassen, und viele sind begeistert von den (schnell) sichtbaren Erfolgen.
Psychotherapie braucht Zeit, denn es geht hier um verschiedene Schichten, mit denen im Idealfall behutsam umgegangen wird.
Ich wünsche Dir einen guten Tag.




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